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Samstag, 9. April 2016

Ein (paar) Tütchen Buntes

Ich gebe zu, mit einem Beitrag zum Thema "Wolle färben mit Ostereierfarben" bin ich im Vergleich zu den anderen Blogs ziemlich spät dran, aber das Butterschaf ist ja bekannt dafür, eher eine ruhige und träge Spezies zu sein. Zudem hatte Daniela von GemachtmitLiebe just in jener Woche den Maschenzähler-Blog in ihren Inspirationen erwähnt, der einen tollen Beitrag zum Färben mit Ostereierfarben hat, von dem ich noch einiges Lernen konnte. Außerdem sind die Farben jetzt im Supermegasonderangebot, sodass sich die Gelegenheit einfach ergab, ein paar eine Handvoll na gut, zehn Tütchen zu kaufen. Aber mit Ostereierfarben ist es wie mit Sternchenzwirn, Gummibändern und Frischhalteclips: Man kann die genug davon haben (und meist liegen sie alle in derselben Küchenschublade).

Vor ein paar Jahren, lang ist's her, habe ich mich schon einmal am Färben mit probiert, ebenfalls mit Ostereierfarben. Das Ergebnis war gar kein so schlechter Regenbogenfarbverlauf. Das gefärbte Garn wurde tatsächlich zu einer Socke mit Spiralferse verstrickt, allerdings blieb es auch wirklich nur bei diesem einen Exemplar. Im Zuge diverser Aufräum- und Wolllagerentmistungsaktionen haben aber sowohl Socke als auch Garnrest das Zeitliche gesegnet.

Lange Rede, kurzer Sinn – jetzt geht's ans Eingemachte. Für die hoffentlich nicht in einer bunten Sintflut endende Aktion benötige ich:
  • Wolle,
  • Färbetabletten,
  • Essig
  • einen Bratenschlauch (Hat sie gerade Bratenschlauch geschrieben? Einen Bratenschlauch?? Ja! Einen Bratenschlauch!)
Die Wolle musste vom Knäuel erst zu Strängen gewickelt werden, um Streifenmuster färben zu können. Damit das schneller und auch ordentlicher über die Bühne geht, habe ich mir die Haspel aus dem Büro ausgeliehen. Aber wäre es auch nicht unglaublich praktisch, so eine Haspel auch zu Hause zu haben? Vielleicht nicht unbedingt genau dieses Modell, sondern vielleicht eine klappbare Version, die sich problemlos in einem Regalfach verstauen ließe...

Ich hätte das Garn auch erst zu Rechtecken (sogenannten 'blanks') verstricken können, aber darauf hab ich absolut keine Lust. Dann kann ich zwar keinen langen Ombre-Verlauf färben, aber Ringel haben ja auch etwas für sich.

Tierische Fasern nehmen die Farbe weitaus besser an als pflanzliche (leider, sonst sähe unser Spüllappen nach Ostersamstag viel hübscher aus), deshalb sollte das Garn einen hohen Anteil davon aufweisen. Ich habe mich für ein Sockengarn mit 75% Schurwolle, 20% Polyamid und 5% Kaschmir entschieden. Der finanzielle Schaden ist dann nicht allzu hoch, wenn die Angelegenheit in einem fröhlichen Schlammbraun endet. Und selbst dann könnte ich es noch zu voll stylischen Latte macchiato-Socken mit weißen Bündchen verstricken.

Bei den Färbetabletten habe ich mich an alt Bekanntes gehalten und zu der Sorte gegriffen, mit der wir (soweit ich mich erinnern kann), schon immer die Eier gefärbt haben. Außerdem haben die die hübscheste Verpackung.
Nicht nur zum Eierfärben wird das Essig benötigt, sondern auch um die Wolle zu beizen. Amyra vom Maschenzähler-Blog legt die Wolle über Nacht in die Essig-Wasser-Lösung ein. Das hatte ich bei meinem ersten Färbeversuch nicht gemacht, sondern mich einfach auf den Essigzusatz verlassen, der so oder so zur Farbe gegeben werden muss. Mein Garn lag nur etwa vier Stunden in der Lauge, weil ich es am Vorabend schlicht vergessen hatte.

Und dann wäre da noch der Bratenschlauch. Um die Farbe zu fixieren, muss das Garn noch Hitze behandelt werden. Dafür kann man es für eine Stunde bei 80-90°C in den Backofen legen, aber ich kürze das ein wenig ab und packe es stattdessen in die Mikrowelle.

Dann kann es jetzt eigentlich auch schon losgehen.

Die Wahl fiel auf Violett, Blau und Grün.
Ein Tütchen Farbe wird zum Testen und Mischen geopfert, denn ich möchte zuerst herausfinden, wie das Garn die Farbe annimmt und wie sie überhaupt auf nicht braunen Eiern wirkt. Dafür habe ich mir extra ein wenig vom Garn abgeschnitten, als ich es mit dieser überaus praktischen Haspel (die mir leider nicht dauerhaft zur Verfügung steht, denn es ist ja nicht meine eigene Haspel, auf meine eigene Haspel hätte ich natürlich jederzeit Zugriff, besonders wenn ich sie platzsparend und leicht zugänglich in einem Regalfach verstauen könnte) zu Strängen gewickelt habe.
















Blau sollte als Hauptfarbe dienen, sodass ich dafür 3,5 Tabletten auf 420 ml Wasser (+ Essig) gegeben habe. Für Violett und Grün habe ich jeweils 300 ml angerührt, davon blieb zum Schluss aber noch eine ganze Menge übrig. Die ursprüngliche Zusammensetzung bestand aus 2,5 roten bzw. 2,5 grünen Tabletten plus jeweils 1,25 blauer Tabletten. In der größeren Menge ist das Blau aber nicht wirklich zum Tragen gekommen, sodass die beiden Farben noch jeweils mit einer blauen Tablette versetzt wurden.

Die Testfäden wirkten vielversprechend und auch nicht komplett durchgefärbt kommen die Farben auf dem Garn schön rüber. Jetzt hieß es, die drei nur noch irgendwie im Strang zu kombinieren und dabei nicht die Küche unter Wasser zu setzen.

Das Garn wird direkt vor dem Färben aus der Essigbeize genommen, ausgedrückt und auf der Arbeitsfläche ausgebreitet. Eigentlich wollte ich zum Färben die Aluschalen verwenden, die seit bestimmt mehr als drei Jahren ein trauriges Dasein im Küchenschrank fristen. Allerdings habe ich mich kurzfristig dazu entschlossen, nicht durch Eintunken zu färben, sondern durch die hochpräzise Applikation mittels eines Injektionsinstruments mit 100 ml Fassungsvermögen (Vollkleckern mit einer großen Plastikspritze). Deshalb musste das tiefe Backblech herhalten und ein aufgeschnittener Müllsack. Auch die zwei Pinsel links im Bild sind recht schnell überflüssig geworden. Die Farbe ließ sich zwar damit auftragen, aber es hätte unglaublich lange gedauert. Mehr als eine Spritze wäre allerdings praktisch gewesen.

Nun wird es auch endlich bunt, bzw. gedeckt dreifarbig:


Der erste blaue Durchgang.
Bei beiden Strängen habe ich zuerst Blau aufgetragen, dann die weißen Bereiche mit Grün und Violett aufgefüllt und dann einfach weiter drübergekleckert, bis das ganze...














Nach dem Färben.


...so ausgesehen hat. 
Nach beiden Strängen ist die blaue Farbe komplett alle gewesen, mit Violett und Blau hätte ich aber bestimmt nochmal 100 g Garn färben können.



Nun muss die Farbe fixiert werden und der Bratschlauch kommt zum Einsatz. Das Garn wird darin eingerollt und dann als bizarre Frühlingsrolle in die Mikrowelle gepackt.


















Dieses elendige Warten auf das Trocknen...
Danach hieß es auswaschen. Es ist noch einiges an blauer Farbe ausgetreten. Ich hatte sogar das Gefühl, dass das Grün etwas von seinem türkisen Einschlag verloren hat, aber das Garn hat sich nicht merklich aufgehellt.
Und jetzt sind die beiden Stränge endlich fertig. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden und ich bin gespannt, wie es verstrickt aussehen wird. Das wird definitiv noch einmal wiederholt.

Bis dahin!

Montag, 23. März 2015

Operation Schlumpfleder

Sie begann vielversprechend und doch mündete "Operation Schlumpfleder" schließlich wenig erfolgreich. Aus der blau gefärbten Essig-Tee-Mixtur und der Kombucha-Kultur ist zwar durchaus ein gewebeartiges Etwas entstanden, doch konnte das Endresultat wenig überzeugen.

So sah das ganze zwei Tage nach Beginn am 01.03. aus:

Erste Fäden von was auch immer sind zu erkennen und es blubbert ein bisschen.

Schon nach kurzer Zeit musste jedoch die Handtuchabdeckung weichen. Nicht nur, weil sie mir natürlich halb reingefallen ist, sondern weil eine offen stehende Schale mit Essig nun mal Essiggeruch verströmt, der im Laufe der Zeit (die Bakterien sollten mindestens drei Wochen lang wachsen) sicherlich noch einen ausgeprägteren Charakter entwickelt hätte. Da die Kuchenabdeckungen jedoch einen Hauch zu klein waren, musste schließlich eine umgedrehte Plastikbox herhalten.

Ein Tellerchen mit Kaffeepulver sollte später noch als Geruchskiller dienen.

Die Abdeckung wurde zweimal am Tag geöffnet, damit die Bakterien ein wenig frische Luft schnuppern konnten und der Deckel durch die sich entwickelnden Gärgase nicht raketenartig in die Luft geschossen wurde.

In seiner kleinen Biosphäre entwickelte sich Lennard das Leder (danke Carina für diesen inoffiziellen Projektnamen) munter vor sich hin. Von der "Mutterkultur" ging das faserähnliche Gedöns aus, das sich an der Oberfläche langsam zu einer geschlossenen, zart himmelblauen Schicht verband. Werden Schlümpfe eigentlich lila, wenn sie einen Sonnenbrand bekommen?
Vielleicht habe ich jedoch an dieser Stelle das Experiment negativ beeinflusst, denn ich habe die Gewebematte hin und wieder mit einem Holzstöckchen angestupst und wieder unter die Oberfläche gedrückt, um die darunterliegenden Luftblasen zu entfernen. Auf der zunächst glatten Oberfläche drückte sich nach einigen Tagen die Mutterkultur durch, sodass in der Mitte eine unregelmäßige Kreisform entstand. Ich hoffte, dass diese durch das Trocknen vielleicht wieder verschwinden würde. 

Theoretisch hätte Lennard mindestens bis zum vergangenen Samstag, den 21.03., wachsen sollen, besser sogar noch eine Woche länger, doch ich fand, dass seine Zeit bereits am 18.03. gekommen war: 

Zum Glück hat es uns nicht im Schlaf getötet und verspeist.

Nach drei bis vier Wochen in ihrer Ursuppe hätte die Gewebematte ca. 2 cm dick sein sollen, was sie zumindest am Rand und in der unschönen Mitte war. Nun hieß es, das glibberige Etwas gründlich zu waschen. Nachdem der Essigsud weggekippt war und das Teeleder seinen ersten Waschgang durchlaufen hatte, fiel mir daran auch kein starker Essiggeruch mehr auf, aber vielleicht haben meine Geruchssensoren nach diesem Overkill auch einfach abgeschaltet.

Auf einem Holzbrett hätte Lennard dann in dieser Form trocknen sollen:

Äh, joah... Na ja...

Hätten die Schlümpfe ihren eigenen Dr. Frankenstein gehabt, hätte der sicher was damit anfangen können. Wie ganz gut zu erkennen ist, ist das Teeleder am Rand sehr viel dicker und wirft zudem Blasen. Die einzelnen Schichten, die in der Schale durch ihre unterschiedlich starke Blaufärbung erkennbar waren, waren leider nicht auf der gesamten Fläche miteinander verbunden, sodass Lennard sein tragisches Ende schließlich als zerrupfter Fetzen fand:

Nee, nicht wirklich...


Vielleicht hätte sich Lennard ohne Ostereierfarbe oder Anstupsen besser entwickelt, aber selbst wenn ich ein ebenmäßiges Stück Schlumpfleder erhalten hätte, überzeugt mich dieses neue Material nicht wirklich. Es gehört nicht unbedingt zu den praktischen Eigenschaften eines Kleidungsstück, wenn es sich beim Kontakt mit Flüssigkeit sofort vollsaugt und auf ein Vielfaches der Materialstärke anwächst. Und auch der Menschenhaut-Look ist zumindest für mich nicht wirklich das Wahre.
Die Akte Lennard wird deshalb endgültig geschlossen und die Operation Schlumpfleder als Fehlschlag eingestuft.

Der beste Ehemann von allen fragt sich bereits, wann ich mein nächstes Experiment starte. In den kommenden Wochen werde ich mich jedoch erst einmal wieder dem Cape und meinem Glitzer-Stickprojekt widmen. Dann ist ja auch schon bald wieder Ostern, für das ich mir bereits eine kleine Überraschung überlegt habe. Ich sage nur so viel: Es wird gülden...

Bis dahin!